Liebe Freunde,
als sprechende Kapelle sollte man sich schon sehr korrekt benehmen. Kleine Sprach- oder Rechtschreibfeler werden schnell peinlich. Bei Euch Menschen muss es wohl ähnlich sein. Ich habe gehört, dass sich manche Menschen wegen ihrer vermeintlichen Fehler und ähnlichem so sehr schämen, dass sie sich kaum aufrecht auf die Straße trauen. Ich sage Euch dazu: Nur Mut! Lasst die Perfektion nicht zum Stolperstein für Euer von Gott gegebenes Selbstbewußtsein werden. Klar, bemühen sollt Ihr euch schon, aber den Kopf hängen lassen? Nein!
Liebe Grüße von Leo,
Eurer sprechenden Kapelle aus Tronetshofen
Im Eifer der Übung oder aufgrund von verschiedenen Büchern und esoterischen Praktiken wächst in uns leicht die Überzeugung, alles mit unserem Denken und Tun zu beherrschen: mich, dich und wenigstens das halbe Universum. Grenzen, Fehler und missglückte Versuche bedeuten somit eigenes Unvermögen und eigene Schuld. Um wirklich und ehrlich frei und glücklich zu werden, sollten wir lernen, unsere eigenen Grenzen, Fehler und Unfähigkeiten anzunehmen.
„Kürzlich las ich in einem Buch, dass ich mit meinen Gedanken und mit meinem Willen mich und meine Umwelt absolut steuern kann. Gesundheit, Reichtum, Freunde, Frieden und sonstiges Glück
liegen in meiner Hand. Ich muss es nur wollen. Diese Idee faszinierte mich. Bei näherem Nachdenken wurde mir jedoch schnell klar, dass diese Rechnung ohne mein Gegenüber, der ja auch diesen freien
Willen hat, und ohne Gott, der die Allmacht des Schöpfers in sich trägt, gemacht wurde. Ich kann durch meine Art und durch meine Gedanken viel
beeinflussen, eine Allmacht habe ich aber nicht. Es tut auch gut zu wissen, dass ich nicht selbst für jede Krankheit und für jeden Gipsfuß verantwortlich und schuld bin. Auch muss ich mich in der
Öffentlichkeit nicht für jede üble Situation, in der ich gerade stecke, rechtfertigen. Wenn ich für alles selbst Schuld tragen würde, wäre dies anders. Nicht auszumalen, wenn ich mit meinen Gedanken
alles erreichen könnte, was ich will. Wie leicht würde ich so manches zerstören. Wie oft habe ich schon wunderbare Fügungen erlebt. Zu diesen Gedanken kommt noch eine weitere Überlegung: Ich mache
Fehler. Es ist also höchst absurd, wenn ich vollkommen auf mein perfektes Denken und Tun baue. Natürlich versuche ich mein Bestes. Ich darf aber auch die Gelassenheit haben, Fehler einzugestehen und
zu bereuen. Mehr noch: Nicht nur einmal lernte ich aus meinen Fehlern. Mit dem verbissenen Ziel vor Augen, gänzlich kontrolliert und fehlerfrei zu leben, wird mir kein frohes und glückliches Leben
gelingen. Ich bin dankbar, dass mein Denken und Tun Grenzen hat und ich im letzten auf einen verzeihenden Nachbarn und auf einen liebenden Gott bauen darf. Selbst meine Schwierigkeiten werden zum
Baustein fürs Glücklichsein.“
Der komplett sich selbst und sein Umfeld bestimmende Mensch stößt schnell an Grenzen. Hat er wirklich alles in seiner Hand? Armut und Not können Menschen auch unverschuldet treffen. Nicht jede psychische Krankheit ist eigenverschuldet. Bin ich jedoch von der Allmacht der Gedanken überzeugt, ist jeder Mensch für seine Situation selbst verantwortlich. Mitgefühl und Nächstenliebe rücken in diesem Fall sehr leicht in den Hintergrund und scheinen unangebracht: „Der ist ja selbst Schuld und könnte es anders haben.“ Menschen mit dem Glauben an die Allmacht der Gedanken, fliehen oft in Meditationstechniken, mit denen sie ihre Gefühle beherrschen können. Diese Techniken können Entspannung und Gelassenheit schenken, kreisen aber meist um das eigene Ich. Leicht geht dabei der wirkliche Sinn des Lebens, die Liebe, verloren. Die Liebe leben bedeutet, über das Ich hinaus zu wachsen. Versuchen wir heute, uns immer wieder neu so anzunehmen, wie wir sind. Betrachten wir unsere Schwächen und Grenzen mit einem liebenden Blick. Alles, was uns nicht gelingen will und was trotz unserer Bemühung wieder nicht zum Erfolg wurde, übergeben wir dem allmächtigen Gott. Vertrauen wir IHM! Wir bemühen uns um Gelassenheit.
aus "Dem Frieden Raum geben"