Liebe Freunde,
dieses Thema habe ich zuerst gar nicht so recht kapiert. Nach rund 250 Jahren fühlt man sich als sprechende Kapelle seiner Sache schon sehr sicher. Doch auf einmal hörte ich, dass eine befreundete Kapelle in Grünenbaint, die auch auf den heiligen Leonhard getauft wurde und so alt wie ich war, zu Grunde ging, weil sie in ihrem Lebensrecht wegen verschiedener gesetzlicher und ideologischer Gründe nicht so recht geschützt werden konnte ...
Was geschieht wohl mit Euch Menschen, wenn Euer Lebensrecht nicht mehr geschützt wird? Gilt dann auch das Recht des Stärkeren? Verliert man dann auch die Achtung vor dem Alter? Rät man Euch dann auch zum Ja zur Sterbehilfe, weil Ihr zum Problem und Hindernis werdet? Was geschieht mit Behinderten und in den Augen der Welt unproduktiven Menschen? Und das Grundgesetz mit seiner Achtung vor dem Leben wird überstimmt? Gibt es in der deutschen Geschichte nicht genügend abschreckende Beispiele? Warum glaubt Ihr dem vorgeschobenen Geschwätz von Barmherzigkeit, wenn es für die betreffenden Menschen auch andere Möglichkeiten der Hilfe gäbe? Ist die wirkungsvolle Schmerztherapie wirklich zu teuer? Gibt es nicht auch ein Leid, das einen Segen bringt? Wollen die Menschen künftig Gott spielen? Riskiert Ihr nicht zu viel für Zeit und Ewigkeit? Warum wehrt Ihr Euch nicht? Warum schenkt Ihr den Kranken und Notleidenden nicht Eure Zeit, Hilfe und Liebe, dass Sie trotz ihrer Situation noch Freude am Leben haben können? Wird das geöffnete Fass nicht immer weiter auslaufen und jede Grenze überschreiten?
Bitte helft den Sterbenden und nicht dem assistierten Suizid.
Glaubt mir, das Schicksal der kleinen abgetriebenen Kinder wird auf viele Situationen übergreifen: Der Mensch wird des Menschen größter Feind. Die Achtung vor dem anderen Leben weicht zugunsten dem eigenen Egoismus. Der Krieg braucht dann keine Soldaten mehr, sondern skrupellose Ärzte und Apotheker.
Ich habe das Gefühl, dass dieses Thema zum großen Stolperstein für unsere gesamte Gesellschaft geworden ist.
Bitte entschuldigt meinen Schwall, den ich über Euch Unschuldigen ausgieße. Es entspringt einfach meiner tiefen Überzeugung als sprechender Kapelle. Und noch etwas: Ich verurteile keine Mutter, die ihr ungeborenes Kind abtreiben lässt und keinen alten Mann, der Sterbehilfe annimmt. Ich maße mir nicht an, auf einen Verzweifelten auch noch mit dem Finer zu zeigen. Auch verurteile ich keinen Politiker, Arzt oder Apotheker, der in die Sache verwickelt ist. Alle diese Menschen liebe ich und möchte ihnen lediglich die Liebe Gottes bringen. Gottes Barmherzigkeit kennt keine Grenzen. Alle haben die Möglichkeit sich von der Sünde abzuwenden. Und: Die Liebe findet immer einen Weg!
Nun gut, bitte betet mit mir um eine gute Zukunft für alle Menschen!
Liebe Grüße von Leo,
Eurer sprechenden Kapelle aus Tronetshofen
PS. Es folgt noch ein kurzer Text aus dem Hirtenwort von Bischof Gregor Maria Hanke OSB aus Eichstätt.
Krise der Menschenwürde: Debatte um den assistierten Suizid
... Wir stehen mitten in der Debatte um den assistierten Suizid. Hier wird mit den Ängsten vor unerträglichen Schmerzen, der finanziellen Belastung der Angehörigen und der Einsamkeit argumentiert, um letztlich die Beihilfe zum Selbstmord zu legalisieren. Auch wer "religiös unmusikalisch" ist und daher die in der Gottebenbildlichkeit wurzelnde Unverfügbarkeit des menschlichen Lebens nicht mehr nachzuvollziehen vermag, kann die darin liegende Gefahr erkennen. Die gesetzliche Erlaubnis einer Tötung auf Verlangen könnte dazu führen, dass kranke Menschen subtil oder offen dazu gedrängt werden, endlich sterben zu wollen. Diese Tendenz ist bereits jetzt deutlich erkennbar, wenn immer unverblümter darauf hingewiesen wird, wie hoch die Kosten für die Pflege Sterbender sind. In Wirklichkeit ist die Palliativmedizin mittlerweile schon so weit fortgeschritten, dass sie auf die vorhandenen Ängste reagieren kann, ohne Beihilfe zum Suizid zu leisten: Auch in schweren Fällen können die Ärzte ein Sterben ohne Schmerzen gewährleisten. ...
aus dem Hirtenwort des Christkönigssonntags 2014 von Bischof Gregor Maria Hanke OSB, Eichstätt