Liebe Freunde,
selbst als sprechende Kapelle fällt es mir schwer, auf ein Urteil zu verzichten. Zu deutlich sehe ich die Probleme und Fehler der Menschen. Doch mein überirdischer Chef hat mich kürzlich zurückgepfiffen: Ich solle das Verurteilen nur IHM überlassen.
Wie heißt es so schön in einem Sprichwort, man wird entweder besser oder schlechter beurteilt als man ist. Ein richtiges Urteil ist selten.
Noch etwas wollte ich Euch sagen: Wenn wir andere verurteilen, fällt ein Schatten auf unsere eigene Seele ... Unser Urteil kann für uns selbst zum Stolperstein werden.
Doch dazu mehr in dem folgenden Text.
Liebe Grüße von Leo,
Eurer sprechenden Kapelle aus Tronetshofen
Es ist eine große Chance für uns, auf Verurteilungen anderer Menschen zu verzichten, da jedes Urteil einen kleinen Schatten auf unsere eigene Seele wirft. Oft werden unsere Urteile von Sensationslust, Neid oder Hass begleitet. Unser innerer Friede und unsere Freude werden beeinträchtigt. Wie viel schöner ist es, den anderen zu verstehen, seine Sicht zu bedenken, seine Probleme in Liebe abzuwägen und gegebenenfalls Hilfe anzubieten. Alles aus lauterem Herzen, aus Liebe.
„Wie schnell sortiere ich einen Menschen in eine Schublade ein. Womöglich schließe ich schon von der Haarfarbe und seiner Tätowierung auf sein Herz. Im Tratsch mit Freunden bringe ich die
neuesten Vermutungen ein und warte gespannt, was die anderen so alles gehört haben. Im Betrieb bin ich bemüht mich gut zu positionieren, dabei kann schon mal ein abfälliges Wort über eine Kollegin
oder einen Kollegen fallen. Diese Liste kann ich ohne große Mühe erweitern. Mutter Teresa aus Kalkutta hat viele Menschen erlebt. Sie sah Schlimmes und erlebte, was das Gegenteil von Liebe bewirken
kann. Trotzdem hat sie niemanden, auch nicht Diktatoren und schwierige Politiker, verurteilt. Mein Verurteilen macht mein Herz dunkel und lenkt meine Gedanken in die falsche Richtung. Wie gerne
möchte ich einem Menschen, den ich auf einem falschen Weg vermute, helfen! Mein Urteil über diese Person steht dann aber meist zwischen uns. Es hemmt in mir die herzliche Zuneigung und baut im
Anderen einen Schutzwall auf. Ich möchte mich in den Anderen hineindenken und versuchen aus seiner Sicht die Dinge zu verstehen. Er soll meine Liebe spüren und nicht mein Vorurteil. Aus dieser Liebe
darf ich (und es kann sein, dass ich es sogar muss) meinen Rat geben und mein Mitgehen anbieten. Meine Liebe ist jedoch nicht an das Annehmen meiner Meinung gekoppelt. Nochmals: Ich nehme mir vor,
niemanden zu verurteilen. Nicht mit Worten und auch nicht mit meinen Gedanken. Im Gegenteil, ich will versuchen, die Meinung des anderen aus dessen Situation und Lebensumstand zu verstehen. Ich
möchte ihn lieben und wenn nötig auch meine Hilfe anbieten.“
Es geschieht so schnell und oft ohne bösen Willen, die Sache mit dem Verurteilen. Ein anderes Temperament, eine andere Nationalität, eine andere Gefühlslage, eine andere Religion usw. Wir verstehen eine Person nicht und sein Tun kommt uns falsch und seltsam vor, und schon bilden wir im Innersten ein Urteil. Selbst wenn die Sache von außen gesehen wirklich nicht gut ist, kann unser Urteil völlig falsch sein. Nur Gott sieht in die Tiefe eines Herzens und weiß um dessen Zustand. Uns steht es nicht zu, jemanden als schlechten Menschen zu verurteilen. Ohne zu verurteilen drängt uns aber unsere Liebe und unsere Verantwortung, unserem Nächsten den Blick für das Schöne und Gute zu öffnen. Es wäre wiederum lieblos, dem anderen aus falscher Scham oder weil es der einfachere Weg ist, nicht zu helfen. Unser Herz und unser Verstand benötigen hier viel Übung und Geduld. Schön ist es, wenn wir das Verurteilen und das lieblose Denken so nach und nach aus uns verbannen. Wir steigern damit unsere Lebensfreude und reinigen unser Herz. Oft entwickeln sich ganz neue, schöne und ehrliche Freundschaften. Für heute nehmen wir uns vor in jedem Menschen, der uns konkret oder auch nur in Gedanken begegnet, das Gute zu erkennen, ja sogar danach zu suchen. Versuchen wir auch unserem Gegenüber dies spüren zu lassen.
aus "Dem Frieden Raum geben"